Ewig Dein : Roman

Glattauer, Daniel, 2013
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Medienart Buch
ISBN 978-3-442-47881-1
Verfasser Glattauer, Daniel Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Belletristische Darstellung, Liebesbeziehung, Treue, Alleinstehende Frau
Verlag Goldmann
Ort München
Jahr 2013
Umfang 208 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Daniel Glattauer
Annotation "Ewig Dein" klingt und beginnt wie ein Liebesroman: Die erfolgreiche Singlefrau Judith betreibt zusammen mit der sechszehnjährigen Auszubildenden Bianca ein Lampengeschäft und hat den Männern eigentlich abgeschworen. Doch an Gründonnerstag begegnet sie im Supermarkt einem Mann, der ihr Leben von Grund auf verändert. Der Architekt Hannes Bergtaler ist nicht gerade ein Hingucker. Hätte er sie nicht an der Käsetheke im Gedränge getreten, hätte sie vermutlich auch nicht hingesehen. Sein Gesicht ist so wenig einprägsam, dass Judith es nicht einmal wahrnimmt. Aber ihr gefällt, wie routiniert er seine Einkäufe auf das Band befördert. Die geschmeidigen, fließenden Bewegungen seiner Hände. Sie hält ihn für einen fürsorglichen, verantwortungsbewussten Familienvater, der sich im Haushalt nützlich macht, für die hungrige Kinderschar ernährungsbewusst Bananen nach Hause bringt und sich sogar im Supermarkt zurechtfindet. Das sie das bemerkenswert findet, sagt einiges aus über ihre früheren Beziehungen.

Aus der Einkaufsbekanntschaft mit floskelhaftem Austausch ergibt sich überraschend schnell mehr: Eines Tages taucht der "Bananenmann" in Judiths Geschäft auf. Weitere Treffen folgen, bis beide anfangen, sich gezielt zu verabreden. So richtig gefällt er Judith nicht, aber sie lässt sich dennoch auf eine Beziehung mit ihm ein. Denn irgendwie ist Hannes kein übler Kerl, höflich, charmant, immer hilfsbereit, immer freundlich. Es ist schön, umworben zu werden. Und er erobert im Nu die Herzen von Freunden und Familienangehörigen, die vor Begeisterung über ihren Glücksgriff kaum an sich halten können. Judiths Herz allerdings erobert er nicht. Zwischen täglichen Besuchen, gemeinsamen Nächten, SMS, Telefonaten und Rosen geht ihr die Luft zum Atmen aus. Sie fühlt sich nicht wohl, kann sich nicht in der Beziehung fallen lassen, nicht entspannen.

Er organisiert dem arbeitslosen Bruder einen Fotografen-Job, vermittelt zwischen ihren getrennt lebenden Eltern und wird zum Freund ihrer Freunde. Er zeigt Judith das romantische Venedig, und versucht mit architektonischem Wissen zu punkten: Zu jeder der über 400 Brücken weiß er eine Geschichte zu erzählen, wobei er natürlich immer auch Rückmeldung und Bewunderung erwartet.

Mit dem Gefühl des Eingeengtseins wächst die Gewissheit: Sie empfindet keine Liebe. Sie ist für ihn das Zentrum des Universums; er ist für sie "der personifizierte Beweis, dass heiß geliebt zu werden nicht ausreichte, um Gegenliebe zu erzeugen" (S. 81).

Also trennt sie sich von Hannes. Sie versucht es zumindest. Aber der Architekt erweist sich als hartnäckige Klette, die sich nicht so leicht entfernen lässt. Vielmehr wurmt er sich weiter in ihr Leben, zieht Fäden im Hintergrund und ist auf Schritt und Tritt an ihrer Seite, selbst in ihren Träumen.

Auf ihren Wunsch nach Abstand reagiert er mit einer neuen Dosis Aufmerksamkeit. Dann zieht er sich - scheinbar verstehend - zurück. Aber sie fühlt sich belauert, belästigt, unablässig unter Beobachtung. Einbildung? Realität? Die eigentlich so souveräne Geschäftsfrau zerfällt zu einem seelischen Wrack.

Beim Lesen fühlt man sich zunehmend unbehaglicher und kann das Gefühl der Beklemmung ebenso wenig abschütteln wie Judith. Ist es wirklich Hannes, der mit seinem Verhalten die Grenzen der Normalität überschreitet? Oder reagiert Judith einfach nur übertrieben?

Unbemerkt hat Hannes eine Kluft erschaffen zwischen Judith und den Menschen, die ihr am nächsten sind... Ehe sie sich versieht, ist sie ganz allein mit ihrer Angst, gerät mehr und mehr ins Abseits. Sie legt keinen Wert mehr auf ihr Äußeres, erscheint immer seltener in ihrem Geschäft, sie zappelt hilflos wie ein Insekt im Netz der Spinne'

Was Daniel Glattaueres neuen Roman besonders und zutiefst ungewöhnlich macht, ist der gekonnte - und überraschende - Wechsel von einem Genre ins andere: Was als Liebesroman beginnt, wandelt sich zum atemberaubenden Thriller, der sich nicht mehr aus der Hand legen lässt. Raffiniert eingefädelt und mit viel psychologischem Geschick wird hier eine Geschichte erzählt, die einem Schauer über den Rücken jagt, gerade weil sie so alltäglich beginnt, im Ganzen so vorstellbar ist.

Es ist erstaunlich, wie viel Lesevergnügen, fesselnde Unterhaltung und Gedankenanstöße in diesem schmalen Buch stecken. Ähnlich wie in seinem Bestseller, der E-Mail-Romanze "Gut gegen Nordwind", gelingt es Daniel Glattauer auf wenigen Seiten vielschichtige Figuren zu entwerfen. Dabei spielt er so geschickt mit den Gefühlen der Lesenden, dass das Buch eine ungeheure Sogwirkung entfaltet.
Lesenswert!

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