Engagiert euch! : im Gespräch mit Gill Vanderpooten

Hessel, Stéphane, 2011
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-550-08885-8
Verfasser Hessel, Stéphane Wikipedia
Systematik GPB - Geschichte und politische Bildung
Schlagworte S||Engagement, S||Politik, S||Frankreich
Verlag Ullstein
Ort Berlin
Jahr 2011
Umfang 61 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Stéphane Hessel
Annotation "Widerstand leisten heißt Neues schaffen. Neues schaffen heißt Widerstand leisten." Die zentrale Botschaft von Stéphane Hessels millionenfach gelesenem Aufruf zu kollektiver Empörung (vgl. dazu PZ 2011/1 Nr. 30) setzt konsequenterweise nicht auf Zerstörung, sondern trägt den Keim zielgerichteten, konstruktiven Handelns in sich. Wo dieses in Anbetracht der globalen Mehrfachkrise ansetzen und welche Richtung es nehmen sollte, ist Gegenstand des hier dokumentierten Gesprächs, das Stéphane Hessel mit dem Journalisten Gille Vanderpooten zwischen September 2009 und Januar 2011 geführt hat. Wie schon in seiner ersten Streitschrift setzt Hessel insbesondere auf die Jugend, von der, wie er hofft, das Feuer des Widerstandes und die Kraft zu konstruktiver Veränderung ausgehen werden. "Die Jugend von heute ist gefordert, für die Werte einzustehen, nach denen sich ihr Vertrauen oder Misstrauen gegenüber den Regierenden bemisst. Das ist das Prinzip der Demokratie, durch das wir die Entscheidungsträger beeinflussen können." (S. 12f.) Als "bedingungsloser Anhänger der UNO", in deren Kontext Hessel entscheidend an der Ausarbeitung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte mitwirkte, sind für den Autor der Umweltschutz und die Ausgestaltung einer nachhaltigen Entwicklungs- politik, die allen Völkern kulturelle Integrität und das Recht auf Eigenversorgung gewährleistet, vorrangige politische Aufgaben. Die Etablierung einer UN-Umweltorganisation, die federführend gemeinsam mit der WTO, dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte und dem IWF für die Abstimmung der internationalen Agenda verantwortlich zeichnen sollte, wäre hierfür die geeignete Strategie (vgl. S. 22). Ein "sehr enges Miteinander der europäischen Linken - die absolut unerlässlich ist und ihrerseits zuvorderst für soziale Gerechtigkeit kämpft - und der europäischen Ökobewegung zum gemeinsamen Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen" (S. 24) steht zudem ganz oben auf der politischen Agenda des Diplomaten und Vordenkers zivilen Ungehorsams. Hessel gibt sich dabei freilich keinen Illusionen hin. Es bestehe, so sagt er, ein eklatanter Gegensatz "zwischen militanten Pionieren des Widerstandes und der passiven Masse" (S. 26). In Anbetracht der Tatsache, "dass die Welt aus den Fugen geraten und von den Profiteuren des internationalen Finanzsystems destabilisiert" worden sei (S. 29), sei es heute dringender denn je, Alternativen zu schaffen. Global oder lokal? Welchen Weg Hessel aber vorrangig verfolgt sehen möchte, wird an dieser Stelle nur bedingt deutlich. Zum einen soll die Etablierung eines "UN-Rates für wirtschaftliche und soziale Sicherheit" eine "Weltstrategie entwickeln, die den großen Aufgaben angemessen ist und alle Akteure im Finanz-, Handels-, Arbeits- [und] Gesundheitswesen diszipliniert" bzw. reguliert (S. 28). Zum anderen sollte eine "soziale und solidarische Ökonomie", die für Hessel "durchaus Platz neben kapitalistischer Gewinnorientierung" hat, vor allem von lokalen Initiativen und zivilgesellschaftlichen Akteuren getragen werden (vgl. S. 30ff.). Wie das Zusammenwirken dieser politischen Kräfte aufeinander abgestimmt, unter welchen Bedingungen Nationalstaaten bewogen werden können, Kompetenzen sowohl nach oben wie nach unten abzugeben, wie also die Demokratie im 21. Jahrhundert zu gestalten wäre, wird kaum mehr als angedeutet. Ob es schließlich genügen kann, auf "einen glücklichen Zufall der Geschichte" (S. 39) zu vertrauen, der das solidarische Zusammenleben auf dieser Welt möglich machen soll, darf wohl bezweifelt werden. Und dennoch: Auf persönliche Erfahrung gegründete Zuversicht ist nicht nur legitim, sondern kann - so wie in diesem Fall - dazu beitragen, den persönlichen Horizont zu erweitern und politisches Handeln zu initiieren. Walter Spielmann

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.
Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben