Das Lied von Eis und Feuer ; Der Sohn des Greifen Band: 9

Martin, George R.R., 2012
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-7645-3104-1
Verfasser Martin, George R.R. Wikipedia
Beteiligte Personen Helweg, Andreas [Übers.] Wikipedia
Systematik FAN - Fantasy
Schlagworte Mittelalter, Fantasy, Höfisches Leben, Gefahr
Verlag Blanvalet
Ort München
Jahr 2012
Umfang 829 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 7. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe ins Dt. übertr. von Andrea 49f s Helweg
Illustrationsang Kt.
Annotation Anfangen möchte ich mit formaler Kritik.

Zur Neuübersetzung wurde schon fast alles gesagt. Ich hielt mich immer für sehr tolerant was so etwas angeht und ich kann durchaus verstehen, dass der Verlag die sicherlich vielen neuen Fans durch die TV-Serie nicht verwirren will. Aber nach gut 4.000 Seiten sämtliche Eigennamen zu ändern, ist bei einem Epos dieser Komplexität und der ungeheuren Vielzahl an Charakteren und Schauplätzen schon ein echtes Ärgernis. Man kommt ständig ins Stocken, wer oder welcher Ort nun mit der Neubezeichnung gemeint sein könnte und das hemmt den Lesefluß doch sehr. Es wäre wohl ein leichtes gewesen, bei so einem "Blockbuster" und der Masse an Altfans einfach zwei Varianten auf den Markt zu bringen, eine derartige Überarbeitung dürfte in 1-2 Tagen problemlos machbar sein. Ebenso ärgerlich sind die sonstigen Fehler in Grammatik, Rechtschreibung & Co. Ich bin da weiß Gott nicht penibel, aber es wirkt doch extrem dahingeschludert. Sowas hat dieses Meisterwerk schlichtweg nicht verdient.

Das zweite große Ärgernis ist der Preis. Es ist überhaupt keine Frage, dass dieses Buch seinen Preis Wert ist - ist bin kein Vertreter der "Geiz ist geil" Mentalität. Aber wenn die englische Ausgabe 5,60€ kostet, stößt es schon einmal auf, dass die englische Kindle-Edition mit 10,99€ zu Buche schlägt, man möchte meinen, vom der Werthaltigkeit sollte es exakt umgekehrt sein. Bei der deutschen Ausgabe wird dann gleich doppelt kassiert, aus einem Buch mach zwei. Bei der Kindle-Edion landet man dann bei 25,98€, bei der gedruckten Variante bei 32€. Ein Aufpreis von knapp 570%. Das grenzt schon an Raubrittertum.

Doch diese Formalien mal beiseite, ich verstehe alle Kunden, die aus diesen Gründen zu recht gnadenlos abwerten, aber bei einem Buch zählt für mich immer noch der Inhalt mehr als jegliche Form oder Frechheiten des Vertriebs, bzw. des Verlages. Letztlich geht es hier immer noch um eines der größten Geschichten der letzten Jahrzehnte und die inhaltliche Auseinandersetzung ist mir da in jedem Fall wichtiger, als "die Gier der Käsehändler", wie Tyrion das wohl ausdrücken würde. Insofern fließt das auch nicht in meine Bewertung mit hinein.

Also zum Kern der Sache.
Ich versuche es so spoilerfrei wie möglich zu halten.

Denn auch hier kann man durchaus berechtigte Kritik üben, ohne sich des Defätismus am Meister schuldig zu machen. Band 1-3 (jetzt englische Notation) sind für mich fraglos ein Meisterwerk der Literaturgeschichte, Punkt. Erwachsenenunterhaltung auf höchstem Niveau, so flüssig und fesselnd geschrieben, dass man einen 1000 Seiten Roman als "zu kurz" empfindet. Auch verwundert es nicht, dass Martin einige Jahre brauchte, um das ursprünglich ja nur auf drei Bände ausgelegte Epos fortzuführen. Meine Vermutung wäre, dass er selbst in diese Geschichte hingesogen wurde, es gab mehr zu erzählen, als man dies vielleicht "am Schachbrett" planen konnte, manche Dinge bekommen einen Eigendynamik, die man vorher schwer abschätzen kann.

Er ließ sich 5 Jahre Zeit und das war gut so, niemand möchte dahingeschriebene Fortsetzungen aus der Motivation die Leserschaft in ihrer Gier zu befriedigen. Doch dann kam dummerweise HBO dazwischen. Aus dem "Übergangsband" nach dem finale furioso in Band 3, wurde eine fast unendliche Geschichte. Band 4 & 5 sind eine Einheit und hätten innerhalb eines Jahres veröffentlicht gehört. Es wurden elf Jahre. Beide Bände dienen nach den "großen Ereignissen" eher der Introspektion, der Entwicklung und teilweise auch der charakterlichen Veränderung der Protagonisten. Doch Martin verliert sich teilweise etwas darin, mehr als einmal bekam ich das Gefühl, er könnte zwar selbst über die kleinste Nebenfigur noch einen 1000 Seiten Roman schreiben und es wäre immer noch interessant, aber es keimt der Verdacht, dass er die Hauptstory wenn nicht aus den Augen, aber so doch die Straffheit verliert, die die ersten drei Bände so ausgezeichnet hat.

Das zwischen dieser "Nabelschau" der einen Hälfte der Hauptfiguren und der anderen Hälfte gut 2.000 Seiten und elf Jahre lagen, macht es nicht einfacher. Und ein Frevel würde ich ihm bedenkenlos ankreiden, die Story, die Hauptcharaktere, der Babutschka-Effekt, dass hinter jeder Geschichte eine tiefere Ebene liegt, großes Kino - in seiner Komplexität schon gigantisch. Nun aber ständig neue Charaktere und "Machtfaktoren" aus dem Hut zu zaubern, die auch durchaus wesentlichen Einfluß auf die Gesamtstory nehmen oder nehmen könnten, dass gehört in die Rubrik "Griff in die Mottenkiste". Und komme mir keiner damit, dass das bereits vorher so angelegt war, von Spatzen oder Quentyn war zigtausend Seiten lang kein Wort zu lesen. Hier bekomme ich das Gefühl, dann doch eher das Skript einer Serie wie Lost zu lesen.

Band 4 & 5 hätten für mich auf einen Band zusammengefasst gehört, bevor es sich dann auf das große Finale in zwei Bänden hinausläuft. Das im deutschen daraus nun gar 4 Bücher werden, also ohne den Gesamtzusammenhang würde ich meinen da eine Soap zu lesen. Hauptsache noch ein paar Bücher verkaufen ohne zum Punkt zu kommen. Dem ist meiner Meinung nach mitnichten so, aber der Verdacht, dass diese Lied von Eis und Feuer niemals zu ende erzählt wird, steht nicht umsonst im Raum. Grade die Straffheit, die Knackigkeit der ersten 3 Bände ist Martin ein Stück weit verloren gegangen.

Nun zur Bewertung, die ich überaus schwierig finde. Denn ich liebe beide Stile von Martin, sowohl den straffen, als auch den ausladenden Stil. Für mich wäre auch jeder Roman über irgendeine Nebenfigur zigtausend Seiten "wert". Aber man kann Martin natürlich auch nur an Martin messen und mit dem Maßstab der ersten 3 Bände, fallen Band 4-5 durchaus ab. Nun bietet Amazon ja nur 1-5 Sterne. Die Kritik an Formalismen berechtigt zu Abzügen, aber mal Hand aufs Herz, wer würde z.B. einen Shakespeare wegen Rechtsschreibfehlern oder madiger Übersetzung abwerten? Als da muß man imho die Kirche im Dorf lassen. Und die Gier des Verlages, ich würde sie Lord Bolton von Dreadfort übergeben, die tragen ihr Wappen nicht umsonst, um mal in Martins Univerum zu antworten.

Bleibt also die Differenz zwischen den Bänden 1-3 und 4-5. Die ersten drei Bände sind und bleiben für mich Weltlitatur, eine der ganz großen Geschichten, die auch keinen Vergleich zu scheuen braucht, Band 4-5 kann imho nicht mithalten, aber man sollte doch nicht vergessen, dass dies nur für den Maßstab Martin vs Martin gilt. Verglichen mit anderen Autoren bleibt das schlichtweg ein Meisterwerk. Er hat ein Universum erschaffen, wo mir bestensfalls ein halbes Dutzend Autoren mit ähnlicher Leistung einfallen. Er ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, dessen schwächsten Passagen immer noch besser sind, als die meisten anderen Bücher.

Also wenn die ersten 3 Bände 100% verdient haben, reden wir hier schlechtestenfalls über +90%, also klare 5* im Amazon-Maßstab.

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