Die Klavierspielerin

Jelinek, Elfriede, 2012
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Medienart Buch
ISBN 978-3-499-15812-4
Verfasser Jelinek, Elfriede Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Liebe, Abartigkeit, Pianistin
Verlag Rowohlt
Ort Reinbek bei Hamburg
Jahr 2012
Altersbeschränkung keine
Auflage 43. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Elfriede Jelinek
Annotation Auf der Innenseite des Einbands der gebundenen Ausgabe der "Klavierspielerin" ist im Halbprofil das Gesicht einer Frau mittleren Alters abgebildet - Elfriede Jelinek, die Autorin des Buches. Es ist dies ein schönes, strenges, kaltes Gesicht.
Die 285 Seiten, die danach folgen, haben dann aber rein gar nichts Schönes mehr an sich, sondern sind nur streng und kalt. Mit unglaublich präziser Sprache, hart wie Stahl und scharf wie Kristall, und einem ganz eigenen Stil, der dem Seelenzustand der Protagonistin (und vielleicht dem Zustand der ganzen österreichischen Nation) angemessen ist, wird das Psychogramm einer Frau gezeichnet, die nie die Chance einer gesunden Entwicklung hatte und einen hohen Preis für den verfehlten Ehrgeiz ihrer Mutter zahlen muß; Erika Kohut, die Klavierlehrerin, kann nicht anders als in letzter Konsequenz auf tragische Weise zu scheitern.
Ich bin mir immer noch nicht im klaren darüber, ob das Buch schlicht zynisch zu nennen ist oder doch gnaden- und schonungslos ehrlich; bei den komischen, grotesken Stellen bleibt einem das Lachen schon beim Folgesatz im Hals stecken. Das Leben lehrt einen, daß es nichts gibt, was es nicht gäbe, und daß die Phantasie der Realität stets hinterherhinkt, und dieser Gedanke ist zutiefst erschreckend.
Alle bekommen hier ihr Fett weg - Mann und Frau in ihrer Unfähigkeit zu wahrer zwischenmenschlicher Beziehung, die Frau an sich in ihrer Rolle als Lustobjekt, Dienerin, Beute und Opfer des Mannes, der Mann an sich in seiner Unaufrichtigkeit und Impotenz, die Arbeiterklasse, die Ausländer in der Alpenrepublik, und auch die oberen Zehntausend in ihrer Bigotterie und heuchlerischer Doppelmoral. Das Sittengemälde, das Elfirede Jelinek in diesem Buch zeichnet, ist alle Schichten, alle Laster umfassend.
Ich denke nicht, daß Erika Kohut, die Protagonistin, nur noch in Bestrafung und Schmerz Lust empfindet; sie bemüht sich ehrlich, ihre Fesseln abzuschütteln, sie hofft auf Erlösung, sehnt diese herbei, und muß doch daran scheitern, was sie zur tragischen Gestalt macht - sie scheitert an dem, was eine Gesellschaft aus den Menschen gemacht hat oder machen kann.
Unversöhnlich, erschreckend und faszinierend zugleich, ist der Autorin ein großer Wurf gelungen: keine angenehme Unterhaltung, sondern Gesellschaftskritik kolossalen Ausmaßes, die aufwühlt, in der jeder das eine oder andere Stück von sich selbst finden kann, wenn er ehrlich ist. Die österreichische Literatur hat hier ein beinahe schon brutales Sprachrohr gefunden.

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