Der Teufel von Mailand : Roman

Suter, Martin, 2006
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-257-23653-8
Verfasser Suter, Martin Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Dorf, Schweiz, Teufel
Verlag Diogenes
Ort Zürich
Jahr 2006
Umfang 298 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Martin Suter
Annotation Zum einen kann ich zwar einige kritischere Stimmen durchaus nachvollziehen. Beim Teufel von Mailand scheiden sich die Geschmäcker. Ich finde, es ist vielleicht sogar Suters bestes Buch! Zum anderen wundert mich allerdings, dass nur so wenige wirklich lobend über das Buch schreiben.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat es ja. Es beginnt sehr langsam. Matin Suter braucht die Hälfte des Romans, bis er zur Sache kommt. Bis dahin darf man noch nicht allzu viel an Spannung und Geschichte erwarten. Aber dafür ist das Buch genial geschrieben. Das Thema Synästhesie lädt einen Schriftsteller wie Suter ja förmlich zu bildhaften Schilderungen ein. Aber selbst für ihn sind die ersten Seiten von seinem neuen Roman genial. Die Sätze direkt und ohne Schnörkel, die Erzählungen bildhaft und prägnant. Natürlich könnte man vieles kurz und knapp einfach beim Wort nennen. Aber Suters Stil, auch einfache Vorkommnisse durch Handlung bildhaft zu beschreiben und dadurch die entsprechenden Gefühle zu vermitteln - statt sie nur zu nennen -, lässt einen das Buch miterleben, als wäre man mitten dabei. Und das gelingt Martin Suter dieses Mal noch besser als in seinen vorherigen Romanen!

Dazu kommen Suters originelle Ideen und Anekdoten. Und einen meisterhaften Umgang mit der Sprache. Man sollte sich wirklich Zeit nehmen und die Sätze genießen. Wahrscheinlich klingt das dünnflüssige Ultramarin aus der Überschrift etwas merkwürdig, aber im Kontext betrachtet, wo, wann und wie es im Roman auftaucht, ist es nur ein kleines Beispiel für Suters phänomenales Gespür für Sprache.

In einem anderen Beitrag hier wurde schon einmal erwähnt, dass die SMS-Dialoge wahre Gedichte sind. Es stimmt. Trotz permanenter Kleinschreibung, konsequenter Auslassung von Satzzeichen und Beschränkung auf das Wesentliche gelingt Suter darin ein zum Teil humorvoller Informationsaustausch auf mehreren Informationsebenen.

Nach der Hälfte des Romans verrät Suter allerdings erst, um was es beim Teufel von Mailand wirklich geht. Und ab diesem Zeitpunkt steigern sich Tempo und Spannung permanent bis zum Ende. Plötzlich gibt es nicht nur eine Hauptfigur, die versucht, ihre Angst und Probleme in den Griff zu bekommen; plötzlich gibt es Rätsel, Verdächtigungen und Prophezeiungen. Plötzlich gibt es einen Gegner, einen Feind, und von da an gilt es herauszufinden, wer dieser Feind ist. Die Geschichte bekommt immer neue Facetten, und plötzlich erkennt man, was ein langweiliges Hotel am Ende der Welt mit einem anstellen kann.

Die Geschichte ist schon klasse, aber die Figuren sind noch besser. Gezeichnet durch Sonias Augen, verziert mit ihren Vorurteilen und ausgestattet mit liebevollen Macken. Was auf den ersten Blick flach erscheinen mag (Vorurteile) entpuppt sich als schlichte Fassade, hinter der ein komplexer Charakter wohnt. Aber auch Sonia selbst, die Hauptfigur, macht eine interessante Entwicklung durch. Ihre Angst treibt sie an. Nur geht sie am Ende etwas anders mit ihr um als noch zu Beginn des Romans. Soviel kann ich, glaube ich, schon einmal verraten.

Bei Suters früheren Büchern hatte ich manchmal den Eindruck, dass sie gegen Ende nachlassen. Nicht so hier. Hier wird die Spannung selbst dann noch gesteigert, wenn man glaubt, das Buch wäre schon zu Ende. Packend bis zur letzten Seite, und abgeschlossen wird der Roman durch zwei Sätze, die so schön sind, dass ich den nächsten Roman kaum erwarten kann. Déjà Vu, Rückblick, Vollendung und Ausblick Sie beinhalten all das. Kann man einen Roman schöner schließen?

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