Dreck

Schneider, Robert, 1997
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Medienart Buch
ISBN 978-3-379-01469-4
Verfasser Schneider, Robert Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Belletristische Darstellung, Deutschland, Ausländer, Selbstverständnis
Verlag Reclam
Ort Leipzig
Jahr 1997
Umfang 71 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 5. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Robert Schneider
Illustrationsang Ill.
Annotation „Das Boot ist voll! Zum Teufel mit der Gastfreundschaft! Ein paar Hundert, ein paar Tausend - meinetwegen! Aber nicht eine Völkerwanderung!" Der Ich-Erzähler wird ausfallend. Er überschlägt sich mit fremdenfeindlichen Aussprüchen, mischt in seine Rede üble rassistische Parolen. Doch seltsam. Der das sagt ist kein einfältiger Glatzkopf, kein auf Seriosität getrimmter Demagoge einer rechten Partei, noch nicht einmal ein Stammtischbruder im Eifer des Gefechts. Ganz im Gegenteil: Es ist Sad, ein Iraker, der illegal in einer mitteleuropäischen Stadt haust und allabendlich als Rosenverkäufer durch die Lokale zieht. Und damit wird die Sache interessant. „Ich heiße Sad. Ich bin ein Stück Scheiße." Die Ausscheidungen und Ausdünstungen des Körpers sind Aufhänger des dramatischen Monologs Dreck des Österreichers Robert Schneider. Sie stehen aber auch für charakterliche Schwächen und für nebulös formulierte Fehler, die der Iraker sich selbst und anderen Ausländern attestiert. Weshalb spricht Sad, der Fremde, diese Sprache? Vordergründig läßt sich keine Erklärung finden: Sad ist über viele Stationen aus Basra nach Europa geflohen. Er weiß, daß sein Asylantrag erfolglos bleiben würde, weil er nicht unter politischer Verfolgung leidet. Jetzt vegetiert er in einer dunklen, schmutzigen Wohnung vor sich hin. Weshalb sollte er nicht vielmehr über seine schlechte Lage lamentieren? Zumindest ein Motiv verbindet ihn mit den deutschen Nationalisten, deren Worte er im Mund führt: die Liebe zu Deutschland. Sad verbeugt sich vor den Klassikern, er stellt Errungenschaften heraus und er betont - natürlich - wie sauber hier alles ist. Robert Schneider hat mit dem Iraker Sad eine verblüffende Figur geschaffen. Verblüffend, weil der Leser die heutzutage weithin bekannten Vorurteile und Scheinargumente aus dem Munde des potentiellen Opfers hört - eine groteske Situation! Zweifelsohne hat sich Sad die Anschuldigungen zur Genüge anhören müssen, zweifelsohne spürt er die Ablehnung und fürchtet sich vor Gewalt. Seine „Ausländerfeindlichkeit" scheint in seiner Suche nach Schutz begründet zu liegen: Aus Furcht wird er selbst zum großspurigen Maulhelden. Er macht sich klein, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, um im nächsten Moment schon sich selbst einen Schlag zu versetzen. Doch damit nicht genug: Der illegale Flüchtling vermischt mit seinen Schimpftiraden mit kurzen, sentimentalen Erinnerungen an seine Heimat in Kleinasien. Sad - eine Figur mit vielen Brechungen. Er lebt in einem Land, in dem der Umgang mit Ausländern von Unverständnis, Ablehnung und Feindschaft geprägt ist. Um sich selbst zu behaupten, flüchtet Sad in seinen Monolog. Er redet und redet. Er präsentiert dem Leser einen Zerrspiegel der Ausländerfeindlichkeit - mit ungewöhnlichen Ansätzen und einer gänzlich fremden Perspektive.

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