Niemand weiß, wie spät es ist : Roman

Freund, René, 2016
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-552-06326-6
Verfasser Freund, René Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Tod, Reise, Ungleichheit, Testamentarische Verfügung, Begleitung
Verlag Deuticke
Ort Wien
Jahr 2016
Umfang 270 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe René Freund
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Sabine Eidenberger;
Ein Testament als Auftrag zur Grenzerfahrung. (DR)
Nach dem Tod ihres Vaters erfährt Nora seinen letzten Willen und der ist reichlich seltsam. Sie soll die Asche ihres Vaters an einen zunächst unbekannten Ort bringen. In der Kanzlei des zuständigen Notars lernt sie dessen Gehilfen Bernhard kennen. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein: Sie lebenslustig und chaotisch, er ein etwas seltsamer Asket. Doch ausgerechnet Bernhard soll sie auf dieser eigenartigen Tour begleiten. Quer durch Europa und zu Fuß - als notarielle Aufsicht. Per E-Mail und Videobotschaft erhält sie täglich neue Hinweise auf Etappenziele.
Die Geschichte lebt natürlich von der zwischenmenschlichen Dynamik, die sich auf so einer Reise ergibt. Emotional, aber auch humorvoll entwickelt sich zwischen Nora und Bernhard eine ganz eigene Gemeinschaft. Außerdem erfährt Nora viel über ihren verstorbenen Vater, der sich diese Sache ja nicht ohne Grund ausgedacht hat. Ein schöner Roman, der für alle Bestände geeignet ist.

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Quelle: Pool Feuilleton;
Die Frage nach der Zeit gehört zu den gängigsten Anbahnungsfloskeln. Wenn jemand darauf keine Antwort weiß, liegt entweder ein Verständigungsproblem vor oder der Angefragte ist ein Philosoph.
René Freund hat sich für seinen Roman einen unsichtbaren, abgetretenen Helden ausgesucht. In Paris ist ein älterer Herr gestorben und macht mit seinem Testament von sich reden. Er verlangt nämlich, dass seine Tochter Nora mit ihm in der Urne noch ein paar Erledigungen macht, ehe das endgültige Erbe aufgemacht wird. Nora bekommt den Notariatsgehilfen Bernhard beigestellt und muss sich mit ihm als Zeugen auf die Urnen-Tour begeben.
Von Paris aus geht die Reise ins tiefste Österreich. Via Handy werden wie bei einer Schnitzeljagd immer wieder Videobotschaften des Verstorbenen angespielt, die auch rätselhaft das jeweils nächste Ziel angeben. Schauplätze sind wichtige Orte des Verstorbenen, etwa Heiligenkreuz, Mariazell oder das Tote Gebirge.
Mit jeder Videobotschaft kommen Nora und Bernhard dem Ziel näher, nämlich etwas vom Verstorbenen zu erfahren. Dieser jammert recht stimmungsgeladen aus dem Jenseits herüber, versucht sein Leben halbwegs zu ordnen und den Hinterbliebenen zumindest die Nachricht zu hinterlassen, dass er sich angestrengt hätte.
Gleichzeitig kommen sich die beiden Urnen-Reisenden näher, immerhin nächtigen sie immer enger in Zelt und Zimmer. Auch der zuerst abschnuppernde Vorsichtston geht allmählich in freche Gespräche über, wenn etwa Nora fragt, ob man als Veganer einen Blowjob machen könne, denn man hat dabei ja Fleisch im Mund. (96) Und auch die Urne macht sich immer wieder selbständig, wird im Bus vergessen, bleibt im Rucksack liegen oder erweckt argwöhnische Neugierde bei Passanten.
Als die Urnen-Truppe das tiefste Österreich erreicht hat, stellt sich allmählich ein höherer Sinn dieser Reise ein. Die verunglückte Frau des Verstorbenen ist noch immer nicht bestattet und gilt als verschollen in einer Gebirgsspalte des Toten Gebirges. Auch der Vater möchte hier versenkt werden, um in der Abgeschiedenheit neben seiner Frau Ruhe zu finden.
Und auch zwischen Nora und Bernhard tut sich noch so manche Überraschung auf, so ziellos sie scheinbar gesteuert worden sind, so logisch ist letztlich ihre gemeinsame Tour aufgebaut. Als alle Urnen am richtigen Platz verstaut und die Videobotschaften richtig sortiert sind, kann in Paris endlich das Erbe angetreten werden.
Niemand weiß, wie spät es ist, ist eine skurrile Tour durch die Vergangenheit eines Individualisten, aber auch eine durch das urnen-hafte Inner-Österreich. Tatsächlich weiß niemand genau, wieviel es dem Land geschlagen hat, aber der größte Teil Österreichs ist so angelegt, dass man jederzeit eine Urne darin anstellen kann.
Helmuth Schönauer

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