Der arme Spielmann : Erzählung

Grillparzer, Franz1872, 2007
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Medienart Buch
ISBN 978-3-15-004430-8
Verfasser Grillparzer, Franz1872 Wikipedia
Systematik REC - Reclam Ausgaben
Schlagworte Künstler, Außenseiter der Gesellschaft, Lebensgeschichte, Biedermeier
Verlag Reclam
Ort Stuttgart
Jahr 2007
Umfang 73 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Franz Grillparzer. Nachw. von Helmut Bachmaier
Annotation Der arme Spielmann
EA 1847 Form Novelle Epoche Realismus
Der arme Spielmann von Franz Grillparzer ist die erste realistische Novelle eines österreichischen Schriftstellers im 19. Jahrhundert. Die autobiografisch geprägte Erzählung bietet ein eindrucksvolles Bild der Wiener Gesellschaft im Biedermeier und gibt einen tiefen Einblick in Grillparzers eigene psychische Befindlichkeit und seine Kunstauffassung, die geprägt ist von einem Selbstverständnis des Künstlers als Außenseiter der Gesellschaft.
Inhalt: Auf seinem Weg zum Brigittenkirchtag, einem sommerlichen Wiener Volksfest, erregt ein alter Violinist das Interesse des Ich-Erzählers. Die Inbrunst, mit der der Alte sein Instrument bearbeitet, steht in seltsamem Gegensatz zu seinen hoffnungslosen Bemühungen, eine erkennbare Melodie hervorzubringen. Nachdem der Erzähler die Bekanntschaft des Alten gemacht hat, erzählt ihm dieser seine Lebensgeschichte. Jakob stammt aus einem reichen Elternhaus, fiel aber wegen schulischer Misserfolge bei seinem Vater in Ungnade und musste sein Leben als Kanzleischreiber fristen. Er verliebte sich in die Tochter eines Gemischtwarenhändlers, als diese ein Lied sang, von dem Jakob magisch angezogen wurde. Doch Barbara wies ihn wegen seines weltfremden Wesens zurück. Als er auch noch aus Dummheit und Gutgläubigkeit seine Erbschaft verlor, heiratete sie einen Fleischermeister, und Jakob wurde der einsame Bettelmusikant, als den ihn der Erzähler kennen lernte. Dieser verlässt für einige Zeit Wien und kommt erst nach einer Überschwemmung der Donau zurück, die auch Jakobs Haus in der Leopoldstadt erfasst hatte. Er erfährt, dass der Alte an einer Erkältung gestorben ist, nachdem er mehrere Kinder aus den Fluten gerettet hatte. Der Erzähler besucht auch Barbara, die inzwischen Mutter von zwei Kindern und ziemlich dick geworden ist, und sieht, wie ihr die Tränen »stromweise über die Backen« laufen.
Entstehung: Grillparzer hatte bereits 1831 mit der Erzählung begonnen, die zuerst als autobiografischer Roman konzipiert war. Die Figur des Spielmanns hatte ihr reales Vorbild in einem Geiger, den der Autor in einem Gasthaus kennen gelernt hatte. Die Beziehung zwischen Jakob und Barbara spiegelt auch Grillparzers Verhältnis zu Katharina Fröhlich wider, mit der er von 1821 bis zu seinem Tod verlobt war.
Aufbau: Grillparzer gestaltete seine Novelle als Rahmenerzählung. Jakobs Lebensgeschichte, die ihn als tragikomische, aber nie würdelose Gestalt zeichnet, wird eingerahmt von dem Bericht des Ich-Erzählers. Die Erzählung bezieht ihre Spannung aus der Differenz zwischen der distanzierten, ironischen Sicht des Ich-Erzählers auf den Geiger und dessen Spiel auf der einen Seite und der Selbsteinschätzung des Musikanten, der sich kompromisslos jedem Publikumsgeschmack verweigert und ganz seiner Kunst lebt, auf der anderen.
Wirkung: Mit dem Armen Spielmann stand erstmals »der kleine Mann« im Zentrum einer Erzählung der österreichischen Literatur. Sie wurde zum Vorbild für die realistischen Autoren Österreichs wie Ludwig Anzengruber (1839 bis 1889), Marie von R Ebner-Eschenbach und Ferdinand von Saar (1833–1906). R. Mi

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