Die Leiden des jungen Werthers

Goethe, Johann Wolfgang von, 1982
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Medienart Buch
ISBN 978-3-15-000067-0
Verfasser Goethe, Johann Wolfgang von Wikipedia
Systematik REC - Reclam Ausgaben
Schlagworte Selbstmord, Briefroman, wankelmütige Held, Gefühl, unglückliche Liebe
Verlag Reclam
Ort Stuttgart
Jahr 1982
Umfang 154 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Johann Wolfgang Goethe. Mit einem Nachwort von Ernst Beutler
Annotation Im Jahre 1774 erschien unter dem Titel "Die Leiden des jungen Werthers" der wohl prägendste Text des Sturm und Drang. Eine ganze Generation entdeckte in diesem recht knappen Briefroman das elementare Lebensgefühl der Hemmung angestrebter Persönlichkeitsentwicklung. Und noch weit mehr als das, denn der Jugendroman Goethes ist eine ausgesprochen große Liebestragödie. Schon bald nach Veröffentlichung grassierte das "Werther-Fieber": Der Text wurde kopiert und parodiert, vielfach illustriert, der Schreibstil der Briefe adaptiert und manch sensible Gemüter verwechselten gar die ästhetische Schönheit der Texte Werthers mit ethischer Schönheit und ahmten den großen Liebesmelancholiker bis in die letzte Konsequenz hinein nach.

Keiner wusste besser als Goethe selbst, wovon er da eigentlich schrieb. Zwei Jahre zuvor, also 1772, hatte es ihm, als er in Funktion eines Praktikanten am Reichskammergericht in Wetzlar arbeitete, die junge Charlotte Buff angetan. Der einzige Haken an der Sache: Charlotte war bereits einem gewissen Johann Christian Kestner versprochen. Goethe wusste seiner Leidenschaft letztlich nur mit Flucht von dort zu begegnen. Wenige Wochen später beging dann in Wetzlar der hochintelligente, sensible, feinsinnige, aber verkannte Gesandschaftssekretär Carl Wilhelm Jerusalem Selbstmord durch Pistolenschuss. Kestner selbst hatte ihm die Pistolen nach dessen Bitte, sie würden zum Zweck einer Reise benötigt, zur Verfügung gestellt. Goethe wusste, wie es in einer melancholischen Seele ausschaut und ahnte, zu welchen Taten eine solche Verfasstheit führen kann.

In der Ausgabe von 1775 stellte Goethe dem Text einen Vierzeiler voran, der das Liebesgefühl in seinem Roman in der Tat bestens pointiert:

Jeder Jüngling sehnt sich so zu lieben,

Jedes Mädchen so geliebt zu sein,

Ach, der heiligste von unsern Trieben,

Warum quillt aus ihm die grimme Pein.

Im Zentrum der Handlung steht das Verhältnis von Werther zu Lotte, einer bürgerlichen jungen Frau. Dass beide eine starke Seelenverwandtschaft miteinander verbindet, wird deutlich, wenn sie in den Gewitterregen blicken und ihnen dabei dasselbe Klopstock-Gedicht in den Sinn kommt. Doch Lotte hält, der bürgerlichen Konvention gemäß, instinktiv an ihrem versprochenen und späteren Mann Albert fest. Werthers Gefühlsüberschwang, der stets mit der Hoffnung verbunden ist, es ginge irgendwie doch noch mit Lotte, kollidiert mit der Aussichtslosigkeit einer Verwirklichung seiner Sehnsüchte.

Er muss erkennen: "Ich habe so viel, und die Empfindung an ihr verschlingt alles; ich habe so viel, und ohne sie wird mir alles zu nichts."

Goethe trifft psychologisch die Liebe mit all ihren hellen und dunklen Farbenspielen sehr gut. Dem Leser offenbart sich ein tiefer Einblick in die Gefühlswelt dieses jungen Mannes, der mit seiner Persönlichkeit an der Umwelt scheitert.

Aus heutiger Sicht mag manches, was im "Werther" geschrieben steht, überhöht, unter Umständen gar verkitscht anmuten. Man darf jedoch nicht vergessen, dass zur Entstehungszeit des Textes, Innerlichkeit und echter Ausdruck von Gefühlen als hochmodern galten. Die Empfindsamkeit hatte dem Menschenbild der Moderne, der Aufklärung, die Qualität des Fühlens als grundlegende Eigenschaft hinzu geschrieben. Im Sturm und Drang wurden die Entfesselung des Gefühlsüberschwangs und die Persönlichkeitsentfaltung zu starken Triebkräften - jedoch nur literarisch. Den Zwiespalt zwischen Gefühl und Gesellschaft thematisiert Goethe in seinem Werther, wenn er ihn schreiben lässt:

"Lieber Wilhelm, ich habe allerlei nachgedacht, über die Begier des Menschen, sich auszubreiten, neue Entdeckungen zu machen, herumzuschweifen; und dann wieder über den inneren Trieb, sich der Einschränkung willig zu ergeben, in dem Gleise der Gewohnheit so hinzufahren und sich weder um rechts noch um links zu bekümmern."

Liebe, Liebe und nochmals Liebe in vielen Facetten, Entfaltung und Eingesperrtsein, das sind die Themen im "Werther". Von Goethes Romanen sticht dieser gewiss hervor, da in ihm das aus England bekannte Genre des Briefromans in ein modernes Gewand gekleidet ist, das die Handlung zugleich gut trägt. Die Ästhetik der Sprache ist enorm hoch. Viele Sätze und Passagen passen bestens in Zitaten- und Aphorismensammlungen zum Thema Liebe - und es überrascht nicht, dass sie dort auch zu finden sind. Dieser Roman ist ein Klassiker der Weltliteratur - einer, der des Lesens mehr als wert ist.

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