Die Zeit der Wunder

Bondoux, Anne-Laure, 2014
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Exemplare gesamt 2
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-551-31285-3
Verfasser Bondoux, Anne-Laure Wikipedia
Beteiligte Personen Vogel, Maja von [Übers.] Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Krieg, Kindheit, Glück, Odyssee, Flucht, Leid, Befreiung
Verlag Carlsen
Ort Reinbek
Jahr 2014
Umfang 189 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Anne-Laure Bondoux ; Maja von Vogel
Annotation "Als Gloria von der Arbeit kommt, frage ich sie, ob man während des Krieges glücklich sein darf. Sie schaut mich ernst an und wischt sich den Schmutz von den Wangen, bevor sie antwortet: Glücklich sein wird zu jeder Zeit empfohlen, Monsieur Blaise."

Blaise Fortune ist zwanzig Jahre alt und ausgestattet mit einem Pass, der ihn als französischen Staatsbürger ausweist, als er eines Morgens vom Flughafen Roissy nach Tiflis aufbricht um jene Gloria zu suchen, die ihm vor mehr als acht Jahren eben diesen Rat gab. Gut, dass Anne-Laure Bondoux diese Szene an den Anfang des Buches stellt. So weiß man, das es das Schicksal am Ende gut gemeint hat mit diesem Jungen, der versteckt in einem Viehtransporter nach Frankreich kam, nachdem er zuvor quer durch Georgien vor dem Bürgerkrieg geflüchtet war. Die ersten zwölf Jahre seines Lebens verbrachte Blaise noch als Kaoumail im Kaukasus. Die Zeitspanne in der er als Ich-Erzähler aus seinem Leben berichtet umfasst die Jahre 1990 bis 1995 in der Georgien erstmals das Zentrum von Unruhen und Bürgerkrieg war.

"Die Zeit der WunderŽ" ist ein großes, kleines Buch. Mit knapp hundertachtzig Seiten ist das Werk vom Umfang her ein Leichtgewicht, die Größe liegt in der Kraft seiner Sprache. Die Autorin findet einfache Worte. Für großes Leid und großes Glück. Sie findet leicht verständliche Sätze die von Not und Elend aber auch von Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit erzählen. Fesselnd schildert sie, klar und verständlich ein Flüchtlingsschicksal aus dem Blickwinkel eines Kindes. Gerade diese unbedarfte Sicht macht vieles umso deutlicher.

Mit sieben lebt Kamouil mit Gloria, seiner Ziehmutter, bereits auf der Flucht. In Tiflis in einem "Großen Haus". Alle Flüchtlinge leben dort in ständiger Angst vor der Miliz. Aber auch in dem Bestreben den Alltag so normal wie möglich zu gestalten. So gibt es zum Beispiel die "Universität der Armen". Das Wohnzimmer von Madame Hanska, wo die Kinder von einigen Erwachsenen das lernen, was diese unterrichten können. Zum Beispiel die verschiedenen Rinderrassen vom Metzger Max. Oder die Kunst des Kämpfens von Abdelmalik, dem schwarzen Boxer, der im Müllhäuschen lebt, immer unerträglich stinkt und sich dafür unablässig entschuldigt.

Als Kaoumail und Gloria aus Tiflis fliehen müssen, ist ihr nächster Zufluchtsort ein Dorf in den Bergen. Gebaut aus allem was die Menschen auf der Flucht gefunden haben. Bretter, Blech und Plastik. Als die beiden notdürftig eine Hütte zusammengeschustert haben, bittet Gloria Kaoumail hinter der Mauer ein Loch zu graben. Er weiß nicht wozu. Und als Gloria es ihm erklärt, denkt er sich dass sie im "Großen Haus" die Toiletten mit den Nachbarn teilen mussten und hier haben sie ihr eigenes Örtchen.

Zuhauf gibt es diese Momente im Buch. Stellen an denen man nicht weiß ob man lachen oder weinen soll. Die einem vor Augen führen, was es heißt auf der Flucht zu sein. Sich durchzuschlagen, gegen Hunger, Kälte, Krankheit. Zu betteln oder die Mülltonnen nach etwas essbarem zu durchsuchen. Das die Geschichte dennoch zu keiner Zeit deprimiert sondern im Gegenteil fast so etwas wie ein hoffnungsvolles Strahlen aussendet, liegt an der Sprache der Autorin und an den hoffnungsvollen Bildern die sie zeichnet.

Anne-Laure Bondoux zählt in Frankreich bereits zu den anerkannten Kinder- und Jugendbuchautoren. Ihr Repertoire reicht von Sciene Fiction über Abenteuer- bis hin zu realistischen Jugendromanen, zu denen auch "Die Zeit der Wunder" zählt. In Deutschland sind Werk und Autorin bedauerlicherweise noch weitgehend unbekannt. Schade, denn eine berührendere Darstellung existenzieller Erkenntnisse habe ich selten gelesen.

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