Die Verwirungen des Zöglings Törleß : Roman

Musil, Robert1942, 2013
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Medienart Buch
ISBN 978-3-518-46407-6
Verfasser Musil, Robert1942 Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Internat, k.u.k., Militärschule, Seelenterror
Verlag Suhrkamp
Ort Frankfurt a. M.
Jahr 2013
Umfang 208 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Robert Musil
Annotation 'Die Verwirrungen des Zöglings Törleß' ist der erste Roman des Autors Robert Musil (1880 bis 1942) und erschien 1906. Die Geschichte spielt in einer österreichischen Militärerziehungsanstalt, von welcher Art sie auch Robert Musil Ende des 19. Jahrhunderts besuchte. Man kann also davon ausgehen, dass der Autor seine Erlebnisse in diesem Buch verarbeitet.

Protagonist des Buches ist der in seine eigene Welt vergrabene Zögling Törleß. Mit seinen Mitzöglingen Beineberg und Reiting entwickeln sie Spaß an der Gewalt, indem sie die Situation genießen, Basini, einem weiteren Zögling, der sie bestohlen und hintergangen hat, Herr sein zu können, damit sie ihn nicht auffliegen lassen, und anfangen, ihn zu quälen und sexuell zu missbrauchen. Faszination an Gewalt und Folter spielt eine große Rolle in diesem Roman, ebenso die gesellschaftliche Aufnahme der Homosexualität zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als diese noch relativ verpönt war. Wir haben es hier mit einem grundlegenden menschlichen Phänomen zu tun, nämlich dem Genuss, vollkommen gewissenlos Macht über andere Menschen ausüben zu können, ohne dabei vor den schändlichsten Verhaltensweisen halt zu machen und eine Bestrafung von noch höherer Stelle befürchten zu müssen.

Auch wenn Sadismus und Homoerotik zentrale Rollen spielen, heißt dies jedoch nicht, dass der Roman von anzüglichen Praktiken strotzt - diese werden weder glorifiziert, noch angedeutet gelassen, sondern so geschildert, wie sie die Charaktere im Buch wahrnehmen.

Musil liefert mit seinem Roman eine erschreckende Charakterstudie ab, die die Aspekte der Musil'schen Psychologie darstellt: Verhalten in Extremsituationen und das Vergessen der Ethik in Konfrontation mit diesen. Anhand des Zöglings Törleß und seinen Gedanken wird das Aufeinanderprallen der Moral der damaligen Gesellschaft und der Versuchung auf eine exzellente Weise dargestellt. Beschreibungen der Gefühle über mehrere Seiten und seltene Dialoge sind daher vorherrschend, was zudem auch wenig Handlung zulässt. Metaphorisches Schreiben und Monologe im Vordergrund mögen nicht jedem Leser liegen.

Insgesamt kann man deutlich sagen, dass es kaum eine erschreckendere Studie über solche Handlungsweisen und Gründe dafür gibt, wie in diesem Roman, vor allem nicht aus dieser Literaturepoche. Kritiker mögen Musils Darstellungen durchaus als 'krankhaft' bezeichnen, aber beim näheren Hinschauen lassen sich Abgründe menschlichen Handelns ausmachen, die durchaus wichtige Untersuchungspunkte für die Psychologie sind. Musil scheint Bewunderer Freuds und seiner Psychoanalytik gewesen zu sein, denn seine Ausführungen zeugen davon, dass er sich intensiv mit dem Wissensstand der Psychologie des beginnenden 20. Jahrhunderts befasst hat. Dass Musil nicht die Mechanismen des nahenden Faschismus andeuten wollte, dürfte aufgrund der Zeit des Erscheinens des Romans nicht möglich gewesen sein, passt allerdings dennoch ins Schema; nach dem heutigen Wissensstand kann man dies jedenfalls sagen.

Für Törleß war "Ja" die Antwort auf die Frage, ob der Mensch ein Abgrund sei. Wer sich von einer Reise durch die Abgründe des Menschseins nicht abschrecken lässt, sondern vielmehr sich dafür interessiert, was in einem Menschen vorgehen kann, der derartige Dinge tut, wie es dazu kommen kann, wie sich eben diese 'Verwirrungen des Zöglings Törleß' abspielen, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

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