Wildauge : Roman

Kettu, Katja, 2014
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-86971-082-2
Verfasser Kettu, Katja Wikipedia
Beteiligte Personen Plöger, Angela [Übers.] Wikipedia
Systematik BEL - Belletristik
Schlagworte Liebe, Krieg, Lager, Finnland, Hebamme, Greuel, SS-Leutnant
Verlag Galiani
Ort Berlin
Jahr 2014
Umfang 414 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Katja Kettu. Aus dem Finn. von Angela Plöger
Annotation Ein brachiales, verstörendes Buch ist "Wildauge", das Schicksal einer finnischen Hebamme im äußersten Norden Lapplands im September 1944. Der so genannte Fortsetzungskrieg zwischen Finnland und Russland geht zu Ende, die Deutschen räumen hastig das Feld, und für ihre finnischen Verbündeten bricht das Chaos aus.

Wildauge, das ist der Name, den ihr Johannes gegeben hat, der schöne SS-Leutnant mit deutschem Vater, finnischer Mutter und verschüttetem Babi Jar-Trauma, in den sie rettungslos verliebt ist und dem zuliebe sie ihre medizinischen Dienste im Lager Titowka zur Verfügung stellt. Dienste, über die dem Leser erst nach und nach die Augen geöffnet werden und die mit den eigentlichen Aufgaben einer Hebamme nur noch wenig zu tun haben. In sämtlichen Facetten werden die Gräuel des Krieges vor uns ausgebreitet, die vor allem die Frauen zu Opfern machten, auch dann, wenn sie so zäh und widerstandsfähig waren wie die Heldin dieses Romans.

Und inmitten dieses Kriegschaos' stellt Wildauge dem Objekt ihrer Begierde nach. Ohne viel nachzudenken, räumt sie die Konkurrenz aus dem Weg, wobei sie auf ihr reichhaltiges Wissen über Heil- und Unheilkräuter zurückgreifen kann. Sie ist ja schon Mitte dreißig, hatte noch nie einen Kerl, und der darf ihr einfach nicht durch die Lappen gehen!

Die Perspektive wechselt zwischen den Aufzeichnungen von Wildauge und denen von Johannes, und springt hin und her zwischen den Zeiträumen kurz vor und kurz nach der Auflösung des Lagers. Katja Kettus Sprache ist roh, bildstark und rücksichtslos. Für zarte Seelen ist es nicht geeignet, was Menschen vor 70 Jahren durchmachen mussten, als sie bei Hunger, Kälte, Dreck und unvorstellbarer Grausamkeit durchzukommen versuchten. Dass angedeutet wird, dass der Roman auf Notizen von Katja Kettus Großmutter beruht, gibt einigen Raum zum Nachdenken.

Im Nachwort gesteht die Übersetzerin Angela Plöger, dass ihr der Dialekt der Protagonisten und die Sprachschöpfungen Katja Kettus alles abverlangt haben - das Ergebnis ist ungewöhnlich, aber beeindruckend. Es ist wohl auch kein Fehler, dieses Nachwort (das der Übersetzerin, nicht das von Wildauges Enkelin, das noch Teil des Romans ist!) als erstes zu lesen, denn so versteht man unter anderem die Zusammenhänge des finnisch-deutsch-russischen Krieges um einiges besser. Dann entdeckt man übrigens auch gleich, dass es hinten ein Glossar gibt, etwas, was mir erst aufgefallen war, als ich mit dem Buch schon halb durch war (was aber auch daran lag, dass die erklärten Begriffe im Text nicht indiziert sind). Ein extremes Buch über ein extremes Schicksal in einer extremen Zeit, in das man sich hineinarbeiten muss, das einen dann aber nicht mehr loslässt.

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